Ruth Tischler – Spuren des Vergangenen

Ruth Tischler – Spuren des Vergangenen

Malerei

Ausstellung vom 18.06. bis 20.07.2025
Vernissage Mittwoch., 18.06.2025 / 19.30 Uhr

Die Bielefelder Künstlerin Ruth Tischler interessieren Spuren und Strukturen, die die Zeit an Oberflächen hinterlässt, sowie Licht- und Schattenwirkungen. So thematisiert sie in ihrer Malerei gerne morbide Wände, Fenster und Türen, Treppen, verlassene Winkel und Straßenzüge. Um diese Eindrücke umzusetzen, experimentiert sie häufig neben klassischen Maltechniken mit Spachteln, Rollen, Schütten etc.

Verwitterung, Veränderung und die Auflösung von Oberflächen durch klimatische Witterungseinflüsse, Zeit und Zufall werden in ihren Arbeiten eindrucksvoll widergespiegelt. Auch Landschaften mit Wasser und Spiegelungen finden sich in ihren Bildern, ebenso figürliche Motive und Menschen, die ihren Blick abgewandt, abgelenkt oder in die Ferne gerichtet haben. Daneben entstehen auch intuitive abstrakte Bilder ohne gegenständlichen Bezug. Die vorherrschenden Farben in ihren Arbeiten sind Blau- Grün- Grautöne.

Spuren des Vergangenen
verwitterte Wände, die Geschichten erzählen,
abgeblätterte Farben, die Erinnerungen wecken,
verrottete Türen und bröckelige Stufen, die ins Unbekannte führen …

Verwitterte Türen, Fenster und Treppen sind ein wiederkehrendes Motiv in der Malerei von Ruth Tischler. Es sind die Verbindungen zu anderen Räumen, die zu einer Ungewissheit führen, was sich dahinter verbergen mag. Wer hat hier gelebt, was ist hier geschehen? In der Darstellung von Verwitterungsprozessen wird sowohl Schönheit als auch Vergänglichkeit thematisiert.

Ruth Tischler ist schon ihr Leben lang mit der Kunst verbunden. In eigenem kreativen Schaffen wie in der Kunstlehre. Unter anderem ist Ruth Tischler Mitglied des Künsterinnenforum Bielefeld – OWL e.V., dem größten regionalen und interdisziplinären Netzwerk von Frauen in Kunst und Kultur in NRW (www.kuenstlerinnenforum-bi-owl.de).

Kontakt Ruth Tischler:
E-Mail:  ruth.tischler@gmx.de

Eröffnungsrede von Irene Geuer, Vernissage 16.04.2025
 
Herzlich Willkommen zu dieser Ausstellung – Gefühlswelten.
Ein unendliches Thema. Gefühlswelten. Und diese Unendlichkeit fing bei Marianne Otten an, da war sie noch ein kleines Kind. Jedes Jahr verbrachte sie ihre Sommerferien bei ihrer Tante Gretel. Und daraus wurde etwas richtig Spannendes. Denn Tante Gretel lebte in Wilhelmshaven – am Meer. Und es war gar nicht so sehr der Südstrand mit südländisch wirkender Promenade, die Marianne bezauberte. Es war ein Geräusch. Das Kommen und Gehen der Wellen – das Meeresrauschen. Die Nordsee – für ein sechs- oder siebenjähriges Mädchen unendliche Weiten für unendliche Träume.

Diese Träume haben sie die Jahre über begleitet – bis sie als junge Frau dieses unendlich wirkende Meer überwand und in England eine neue Unendlichkeit entdeckte. Die der Freiheit. Keine Eltern, keine Tante, sondern die Unendlichkeit der Möglichkeiten, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Freiheit ist bunt, hat Marianne damals festgestellt. Und eine alte Dame kennengelernt, die dringend Unterstützung in ihrem Antiquitätenhandel brauchte. Die Chance für Marianne, nicht nur ein Geschäft zu führen, sondern die Schönheiten alten Kunsthandwerks kennen zu lernen.

Doch bis sie selbst ihre Kunst finden konnte, dauerte es noch ein paar Jahre. Wieder zurück übers Meer in die Notwendigkeit einen Beruf zu erlernen. Der Kühlschrank wird nicht von selbst gefüllt. Aber mit der Lehre war ihr Lernen beileibe nicht zu Ende. Sie hat neben dem Job die Abendschule besucht, um weiter zu kommen. In einem Beruf, der Organisation abverlangt. Eigentlich wollte sie immer etwas Kreatives machen. Und das passierte. Wer sich immer und immer wieder wünscht, einen neuen Lebensweg zu finden und die Augen offenhält, dem tut sich irgendwann einer auf. Der Zufall brachte das Coming Out ihres Talentes. Ein Malkurs bei Dieter Laue, freischaffender Künstler in Köln-Zollstock. Der drückte ihr keinen Pinsel in die Hand, sondern Schwämme und Spachtel. Acrylfarben wurden Mariannes Verbündete. Starke Farben – die für Marianne so wichtig sind. Und dann probierte sie sich in einer blauen und in einer roten Phase.

Als ich Marianne kennenlernte, dachte ich die Malerei sei ihr Hauptberuf. Da hat sie gelacht, nein, das ist er nicht – noch nicht. Sie arbeitet dran. Und die Welt ihrer Gefühle gibt ihr genügend Themen, die raus wollen – auf die Leinwand. Einmal hat sie zum Grün gegriffen und sich lange damit beschäftigt. Grün – wie ein Wald – wie die Welt des Papas, der ihr sehr wichtig war. Er liebte die Natur und er war Jäger. Als Marianne in Südafrika die Künstlerin Linda Hoyle kennenlernte, da wurden ihre Bilder kleiner. Südafrika hat ihr neue Farben geschenkt, aber die Reisevorschriften sind streng und teuer. Poppys – kleine Bilder passen prima in den Koffer, wenn es wieder zurück nach Deutschland geht. So musste sie sich nicht vom Malen abhalten lassen. Und dabei hat sie das Pouring kennengelernt. Mit Gießen und Schütteln von Farbe. Sie sehen hier einiges dazu in der Ausstellung. Sie probiert ihr Talent immer wieder an neuen Techniken aus. Und ich bin gespannt, wo es Dich in den nächsten Jahren hinzieht, was Orte und Farben betrifft.
 
Als Marianne mir zum ersten Mal ihre Bilder zeigte, hatte ich viele Ideen dazu. Ja, sagte ich zu einem Bild, das Sommergewitter heißt, das zeigt dieses „so richtig durch den Wind“. Hast Du einen Plan, wenn Du solche Themen angehst, frage ich sie. Aber sie schüttelt den Kopf. Es gibt da keinen Plan. Kennst Du den legendären Komiker Karl Valentin, hat sie mich gefragt. Denn der habe Kunst auf den Punkt gebracht. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“.

Wann immer sie Zeit hat, ist sie in diesem wunderbaren kleinen „Atelier Köln Süd“, das Marianne die Chance gibt, ihre Bilder zu kreieren und dort auch ausstellen zu können. Jetzt ist sie hier, in dieser wunderbaren alten Feuerwache, die ihr die Möglichkeit gibt, ihre Gefühlswelten zu zeigen. – Die sind gerade mit der Realität schwer beschäftigt. Feuer heißt ein Bild, das die Welt im Umbruch darstellt. Viele andere Bilder sind bunt, weil queer ein großes Thema ist. Mariannes Hoffnung, dass die Welt so bunt und offen bleiben möge. Und wieder andere Bilder beschäftigen sich mit unserem Planeten. Marianne bringt von ihren Reisen auch die bittere Erkenntnis mit, dass die Natur immer mehr ihren Platz verliert, durch Abholzung, durch Hotelbauten, durch Fabriken und Müllkippen. Aber gleichzeitig bleibt sie optimistisch, dass wir doch eine gute Zukunft finden könnten. All das sehen Sie hier. Und vielleicht auch mehr. Denn ich sehe z.B. in Mariannes Bildern oft etwas ganz anderes, als sie. Das gibt dem Ganzen noch eine weitere Dimension. Vielleicht entdecken Sie auch eine neue. Ich wünsche Ihnen mit den Bildern von Marianne Otten einen inspirierenden Abend. Vielen Dank.
(Irene Geuer, Journalistin)
Über die Ausstellung

Marianne Otten ist eine Sammlerin. Auf ihren Reisen durch die Welt packt sie Erlebnisse ein: Straßenszenen, Landschaften, Natur, Gerüche, Licht. Und meist schon auf der Heimreise verwandeln sich diese Erlebnisse in Farben, die sie zu Hause mithilfe von Acryl auf Leinwänden verewigt. Diese Gefühlswelten sind Inspiration für wiederum neue Welten, die sich den Betrachtenden auftun.

Marianne Otten ist Autodidaktin, aber sie hat auch bei Künstlern, wie Dieter Laue in Köln, ihrer Wahlheimat, und bei der britische Künstlerin Linda Hoyle in Südafrika Kurse belegt. Dort wurde sie sehr gefördert und motiviert, die Malerei zu intensivieren. Hoyle hat sie unter anderem ins Pouring eingeführt. Mit diesem Farbengießen gelingt es Marianne Otten, den Gefühlswelten ganz neue Formen zu verleihen. Und sie probiert ihr Talent auch immer wieder an neuen Techniken aus.

Kontakt Marianne Otten:
otten-marianne@web.de
Insta: @marianne_otten_koeln